Die Zunft der Beschwörer
 

Die Anfänge der Dämonen- und Schutzgeisterbeschwörung liegen wohl in der babylonisch/assyrischen Kultur begründet.
Zahlreiche bei Ausgrabungen gefundene Texte belegen, daß die Magier die diese Künste beherrschten in hohem Ansehen standen und die Beschwörungskunst im allgemeinen eine, in keiner anderen Kultur in dieser Weise nachweisbare, hohe Blüte erreichte. So belegen die Schriften des Hammurabi, daß es sogar eine Zunft der Magier gab und durch Fundstücke und Hinweise aus der Bibliothek des Assurbanipals (ca. 2800 v. Chr.) wird belegt, daß die Kunst der Dämonenbeschwörung und Wahrsagerei das öffentliche und private Leben in allen Schichten und Verzweigungen beherrscht hat.

Die Beschwörungsriten und Texte wurden zumeist zweisprachig abgefasst (summerisch - Originalschrift und semitisch - Abschrift) und sind ständig innerhalb der Zunft kopiert d.h. abgeschrieben worden, um sie dem jeweiligen Nachfolgern im Originaltext zu erhalten. Die Beschwörungstexte befanden sich auf sog. Tafeln deren Bezeichnung sich nach der jeweilige beschriebenen Hauptzeremonie richtete. Es gab vier große Sammlungen dieser Tafeltexte:

Beschwörungen gegen die bösen Uttuki
Beschwörungen gegen die Pestdämonin Labartu
Beschwörungen gegen den Dämon Asakku
Die Verbrennungszeremonien Schurpu und Maqlu
(siehe auch 'Dämonen literaturhistorisch')

Ansonsten gab es noch unbedeutendere Tafeln die sich mit Beschwörungen verschiedener Dämonen befassten, wobei im babylonischen Glauben alle Dämonen als Abgesandte des Pestgottes Ura oder der Unterweltsgottheiten Ereschkigal und Nammtar angesehen wurden und somit auch entweder reine Krankheitsdämonen waren oder zur Gruppe der Sturmdämonen gezählt wurden.
Dazu zählten Alu (der der keinen Mund hat), der geschlechtslose Gallu, Rabisu (der Aufpasser), der tiergestaltige Schedu, die Triade der Fieberdämonen - Labartu, Labasu und Achchazu, die Triade der Sturmdämonen - Lilu, Lilitu und Ardat Lili, der Pestdämon Namtaru, Dementum (der böse Fluch), Sadiru (der Bedränger), Scharradu (der Verleumder), Redu (der Verfolger) und die sog. bösen Sieben, die in der Gestalt reißender Tiere den Mondgott angegriffen haben und für eine Verfinsterung des Firmaments sorgten.

Mit Hilfe der Tafeltexte wurden Schutzzauber gegen all diese Dämonen beschworen, Reinigungszauber bei Besessenheiten zelebriert, aber auch bestimmte Riten die einen Dämonen dazu bringen sollten einem Feind zu schaden. Nicht nur die jeweilige Herrscherkaste machte übrigens von der Kunst der Magierzunft Gebrauch, um sich die Zukunft deuten zu lassen, auch Kaufleute gaben Anfragen in Auftrag; so ist z.B. belegt, daß Ammizaduga (ca. 2100 v. Chr.) von seinem Verwalter ausdrücklich verlangt zuerst die Vorzeichen deuten zu lassen bevor ein Getreidetransport auf die Reise geschickt wird.

Die Beschwörungspriester, deren Amt übrigens vererbbar war, dienten zumeist den Göttern Ea oder Marduk und wurden als Maschmaschu oder Aschipu bezeichnet; es gebührte ihnen der Respekt aller Menschen.

Hexen und Schwarzmagier waren gefürchtet, da man annahm daß diese Wesen über große Stärke verfügten und sich gefährliche Dämonen untertan gemacht haben, ja sogar zeitweilige Macht über Götter wurden ihnen nachgesagt und man fürchtete vor allem den bösen Blick.

Von dem babylonisch/assyrischen Ursprung ausgehend, durchzog der Glaube an die Kunst der Dämonenbeschwörung sich wie ein roter Faden durch viele Mythologien und Religionen und überlebte bis heute.